Vietnam – Der Norden

Die Hauptstadt Hanoi war unsere erste Station in Vietnam.
Die Stadt ist aus Sightseeing-Sicht eine Reise wert. Neben einer grossen, imposanten Kirche gibt es natuerlich auch hier unzaehlige Tempel die es zu besichtigen lohnt und mitten in der Altstadt liegt ein grosser See mit dem Schildkroetenturm um den herum sich der groesste Teil des oeffentlichen Lebens in Hanoi abspielt.

Der Schildkroetenturm

Zwei Orte sind uns besonders in Erinnerung geblieben, zum einen das ehemalige Kriegsgefangenen-Gefaengnis, genannt Hanoi Hilton und das Ho-Chi-Minh-Mausoleum.
Das Hanoi Hilton, welches von den Franzosen fuer die Inhaftierung vietnamesischer Wiederstandskaempfer erbaut wurde,  liegt mitten in der Stadt. Beruehmtester Insasse war der ehemalige republikanische Praesidentschaftskandidat John McCain.

Der Pilotenanzug von John McCain

Der Grund warum uns das Gefaengnis in Erinnerung bleiben wird ist die unfassbar subjektive und geschichtlich bekanntlich falsche  Darstellung der Umstaende. Waehrend der franzoesischen Besatzung, und das entspricht noch den Tatsachen, sind Vietnamesen brutalst gefoltert und ermordert worden was auch sehr anschaulich gezeigt wurde. Diese realistische Darstellung aendert sich abrupt mit der Zeit in der die amerikanischen Piloten hier inhaftiert wurden. Uralte Schwarz/Weiss-Filme laufen als Propaganda und stellen das Gefaengnis als Ort der Freude und Inspiration dar. Es wird gezeigt, dass die Amerikaner Weihnachten feiern durften, Gechenke und nur das beste Essen bekommen haben, mit den Waertern rumalbern und aehnliches. Die ganze Aufmachung erinnerte stark an die Wochenschau-Filme im dritten Reich. Vor dem Hintergrund, dass die tatsaechliche Geschichte dieses Gefaengnisses bekannt ist wirkt das Ganze extrem albern und verachtend.

Der Ho-Chi-Minh-Komplex ist fast schon ein schoener Ort wenn es dort nicht das Mausoleum mit einer praeparierten Mumie geben wuerde. Erbaut unmittelbar neben Onkel Hos wirklich ansehnlichem ehemaligen Wohn- und Regierungssitz vermittelt das Mausoleum einen morbiden Sowjetcharme dem man sich aber trotzdem nur sehr schwer entziehen kann.

Das Ho-Chi-Minh-Mausoleum

Es gibt strenge Verhaltensregeln deren Einhaltung genauestens ueberwacht werden. Die Haende duerfen nicht in die Tasche gesteckt oder vor bzw. hinter dem Koerper verschraenkt werden sondern muessen seitlich runterhaengen. Darueber wacht eine Horde von Soldaten in schneeweissen Uniformen und mit viel Lametta auf der Brust die ueberall verteilt sind. Wenn man auch noch die Sicherheitsschleusen, wo man Taschen, Kameras, etc. abgeben muss, hinter sich gebracht hat reiht man sich in eine endlose Schlange ein um durch das Mausoleum geschleust zu werden. Das Mausoleum ist ein unfoermiger, schwarzer Betonklotz im Sowjetbaustil. Innen ist es natuerlich auch sehr duester und wenn man dann um die Ecke biegt liegt dort aufgebahrt Ho-Chi-Minh unter total unnatuerlichem weissen Kunstlicht was den Koerper vollkommen waechsern und gespenstisch ausehen laesst. Um ihn herum stehen absolut reglos 4 ebenfalls in schneeweisse Uniformen gekleidetet Soldaten, der gesamte Rest in der Halle ist dunkel bzw. schwarz. Da es auch nicht erlaubt ist auf dem Rundgang um die Mumie stehen zu bleiben dauert dieser bizarre Anblick nur wenige Sekunden. Das ganze Ambiente ist alles andere als schoen aber trotzdem total faszinierend und nachhaltig beeindruckend.

Weniger beeindruckend sind die Menschen in Hanoi. Wir haben waehrend unserer gesamten Reise eigentlich keine unfreundlicheren Menschen getroffen. Viele Touristen haben uns im Vorfeld gewarnt und auch waehrend unserer Zeit in Vietnam haben wir von fast allen Leuten die gleichen Aussagen gehoert. Mittlerweile koennen wir das auch bestaetigen. Wir haben uns absolut nicht willkommen gefuehlt sondern waren eher notwendiges Uebel. Je weiter man aber nach Sueden kommt desto netter werden die Menschen.

Aber das Essen war prima:-)

In Hanoi haben wir dann auch noch unsere kleine Reisegruppe mehr als verdoppelt. Wir haben Dagmar, Joris und Ben kennengelernt, drei junge Studenten aus Koeln und Bonn mit denen wir fuer einige Tage durch die Lande gezogen sind. Die gemeinsame Zeit hat uns richtig viel Spass gemacht und ich alter Sack hatte so auch noch praktischerweise 4 Zivis die sich um mich gekuemmert haben, und das auch noch ohne Pflegestufe…

Von Hanoi aus wollten wir eigentlich gemeinsam zur Halong-Bucht bzw. zur Insel Cat Ba. Da allerdings in Vietnam gerade Schulferien waren sind solche Orte vollkommen ueberlaufen so dass wir uns auf den Weg nach Ninh Binh gemacht haben. Von hier aus kann man in einem Tagesausflug die als kleine Halong-Bucht bezeichnete Flusslandschaft bestaunen. Dieser Ausflug war absolut fantastisch. In einem kleinen Boot, bei dem die Ruder mit den Fuessen bedient werden, faehrt man mitten durch Seegrasfelder und vorbei an einer bizarren Felslandschaft. Aber auch so Kleinigkeiten wie Ziegen die in schwindelerregenden Hoehen und auf unfassbar schmalen Felsvorspruengen ihre Nahrung suchen, haben zu einem rundum gelungenen Ausflug beigetragen.
Mehr zufaellig haben wir nach der Bootsfahrt noch einen kleinen Tempelberg bestiegen, der Ausblick von dort oben auf die Landschaft war atemberaubend schoen.

Ganz schoen schoen, oder?

In Nordvietnam haben wir uns anschliessend nicht laenger aufgehalten, unser erstes Ziel im Sueden war die alte Kaiserstadt Hue, dazu bald mehr-

Ein Gedanke zu „Vietnam – Der Norden

  1. Lisa &Michael

    Hey ihr zwei,
    Klasse Bericht, also wenn man das so liest, könnte man denken man sei direkt mit live dabei. Ich bin schon sehr gespannt auf eure ganzen Bilder, die ihr in dem halben Jahr gemacht habt! Und die ein oder andere Geschichte zu den Bildern!!!! 🙂 *freu*
    So nun läuft der Countdown bis ihr wieder deutschen Boden unter euren Füßen habt! 😉
    Ich hoffe, wir können vielleicht nochmal skypen?!
    Macht’s gut und genießt die letzten Tage, fühlt euch gedrückt von uns… :*
    lg Lisa & Michael

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